Sage

Wir schreiben das Jahr 1627 als das Kloster mit den innigsten Banden an die Hofleute gekettet war. Ihr Wohl und Wehe war auch als das seine Seinige anerkannt. Deshalb wollten sie auch zu allen Zeiten nur diesem Herren (Fürsten) angehören. Die Hofleute legten jedem neuen Abt den Eid der Treue ab. Der Fürstabt nahm damals Marchungen vor, schloss Niederlassungsverträge mit anderen Kantonen, er übte Rechte im Militärwesen aus, erlässt Aufgebote, verbietete oder gestattete Werbung für fremde Kriegsdienste. Der Abt beurteilte und bestrafte Friedensbruch, falsches Zeugnis, Diebstähle, Holzfrevel, Scheltungen, aber auch Fleischgenuss an Fasttagen. Er erliess Verordnungen über das Tanzen, Trinken, Spielen, nächtliches Herumschweiffen, das Anstossen vor den Häusern und dergleichen. Ihm standen auch Bestimmungen zu über Mass und Gewicht, Jagd und Fischerei, Ausübung über das Gewerbe, Weinschenken und Wirtshäuser. 1627 liess Abt Augustin das Badhaus einrichten „bei einem heilsamen Wasser“. Eine Schwefelquelle, unterhalb der sogenannten Linde gelegen, die nicht weit von der Gugenlochquelle auf dem Reichenburger Riet entsprang. Sie gehörte in den 20er Jahren des laufenden Jahrhunderts dem Ochsenwirt Blum in Bilten und hatte eine hölzerne Einfassung mit gepflastertem Grund. Das Wasser, schmeckte sehr stark nach Schwefelwasserstoff, floss ehe dem reichlich und wurde von den Landsleuten geholt und mit dem Nutzen zum Baden gegen Krätze (Hautkrankheiten) gebraucht. Einsam und abgelegen, in Nebelschwaden umhüllt befand sich das Schwefelbad. Vor allem in der Dämmerung entlockte einem dieser mystische Ort eine Gänsehaut. Neben den Landsleuten die das heilende Wasser holten existierte aber noch ein anderes Wesen, die Schwäfälhäx. Am Ursprung der Quelle befand sich das Zentrum unzähliger Schwäfälhäxä. Diese Hexen zählten zu den gutmütigsten und menschen-freundlichsten Hexen in jener Zeit wo auch Kobolde und Dämonen ihr Unwesen trieben. Leider verstanden die Landsleute es nicht, diesem heilenden Wasser Sorge zu tragen. Immer mehr wurde diese Quelle verunreinigt und so auch der Lebensraum der Schwäfälhäx bedroht. Die Leute liessen Müll zurück, Gülle wurde bis in das Herz der Quelle gelassen. Allen war das so heilende Wasser egal. Man wollte nur so schnell als möglich viel Geld verdienen. Die Schwäfälhäx war so bedroht, dass sich der Rat der Hexen genötigt fühlte eine Versammlung einzuberufen. Nach unzähligen Nächten des debatierens gelang man zum einstimmigen Urteil. Die Quelle wird versiegt. So wurden die Landsleute bestraft, die es nicht verstanden, einem geschenkten, heilendem Wasser Sorge zu tragen. Die Schwäfälhäxä haben sich an den Ursprung der Quelle zurückgezogen. Ausser den Schwäfälhäxä wissen auch einige ältere Einwohner von Reichenburg wo sich die heilende Quelle befindet. Wenn man an gewissen Tagen in der sogenannten Linde spaziert riecht man heute noch den Schwefelgeruch. Die Schwäfälhäx zeigt sich nur noch für kurze Zeit im Jahr.

 

Reichenburg anno domini 1-12-2003 Schwefelquelle: Nachschlag Dr. Meierahrens, die Heilquellen der Schweiz, Zürich 1867